Die Spielwiese zwischen der Stiftsruine und dem Katharinenturm ist wie gemacht, um erneut die Sommernachtsträumereien nach Shakespeare aufzuführen. Wiese, Büsche, Bäume stellen eine
natürliche Basis für die Kulisse dar, auch Mauern, Wege und Zuschauertribüne nutzen die Schauspieler*innen bei der Aufführung. Hinzu kommen Statist*innen, die Zweige und Gebüsche tragen und so zu
einem lebendigen Wald werden. Die Illusion einer Sommernacht im Elfenreich entsteht so auch bei Aufführungen im Sonnenschein ohne große Probleme.
Fürst Theseus und Hippolyta stehen kurz vor der Hochzeit. Eine Laienschauspielertruppe um Niklas Zettel und Peter Block soll zu diesem Anlass ein Stück aufführen. Lysander liebt Hermia, doch
diese soll Demetrius heiraten, in den Helena verliebt ist. Puck lässt sie alle in einen Traum verfallen, in dem Elfenkönig Oberon für Liebeswirren sorgt. So verliebt sich Elfenkönigin Titania in
den in einen Esel verwandelten Zettel und durch eine Verwechslung Pucks verliebt sichg Lysander in Helena.
Für die Inszenierung durch Joern Hinkel wurden dem Sommernachtstraum von Shakespeare eigene Textpassagen hinzugefügt. Theseus/ Oberon und Hippolyta/ Titania werden, nicht zum ersten mal in der
Aufführungsgeschichte, von den selben Darstellern gespielt. In der Pressemappe heißt es dazu: „In ihren Träumen jagen Hippolyta und Theseus durch einen Wald aus Wünschen, Ängsten und dunklen
Begierden. Ihre Gefühle, die sie sich tags nicht einzugestehen trauen, brechen nachts umso ungestümer hervor – es sind Träume voll sexueller Phantasien, Eifersucht und Rachsucht, aber auch voller
Poesie und Komik. Die Erlebnisse des Tages(...) spiegeln sich verzerrt und grotesk in ihren Träumen wieder.“
Das Konzept geht auf, wenn auch einige andere Neuerungen zu rein klassischen Aufführungen etwas bemüht erscheinen.
Als Puck brilliert die Schauspielerin Charlotte Puder, die in ihrer Rolle alles gibt, wild, überdreht, launisch und lustig. Außerdem ragen André Eisermann als Zettel und Christian Schmidt mit seinem facettenreichen Spiel als Oberon/ Theseus heraus. Für die zahlreichen Statisten-Rollen und für einige Mitglieder der (laienhaften) Schauspieltruppe wurden tatsächliche Laien-Schauspieler eingesetzt. Nach der Aufführung des Stücks 2015 hatte sich in Bad Hersfeld der Verein „Sommernachtsträumer“ gegründet, was zweifelsohne eine Bereicherung für das Hersfelder Kulturleben ist. Vielleicht ist an diesen Stellen das sehr laienhafte Spiel aber doch ein wenig zu viel der Authentizität.
Die Musik ist passend und stimmungsvoll eingesetzt. Gelungen sind bei der Aufführung Ausstattung und Kostüme. Die Verwandlung der Bediensteten des Fürsten in Elfen uns Waldgesiter des Traumreichs erfolgt durch Kostümwechsel von schwarz-weißen in rote Kostüme. Zweige und große Büsche schmücken die Wiese aus. Alles in allem eine solide Aufführung in einer großartigen Kulisse.
Text und Fotos: Markus Weber
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