Franziska Reichenbacher ist nicht nur bekannt als "Lotto-Fee" in der ARD, sondern hat auch unter anderem Theaterwissenschaft studiert und stand letztes Jahr bei den Bad Hersfelder Festspielen auf
der Bühne. Nun führt sie zum ersten Mal Regie bei dem Märchen "Die goldene Gans" von den Brüdern Grimm.
Seit ihre Mutter gestorben ist, kann die Prinzessin nicht mehr lachen. Ihr Vater, der König, verspricht dem, der sie zum Lachen bringt, ihre Hand und das halbe Königreich. Dummling, der mit
seinen beiden Brüdern als Holzfäller arbeitet, ist zwar von schlichtem Gemüt, jedoch auch hilfsbereit. So hilft er einem geheimnisvollen alten Männleinim Wald und . Er findet daraufhin eine
goldene Gans, die ihm Glück bringen soll. Doch die Gans zieht Menschen wie magisch an und jeder, der sie berührt, bleibt an ihr kleben. So bildet sich eine immer länger werdende Menschenkette.
Nur Dummling sieht nicht nur das Gold, kümmert sich um die Gans und kommt schließlich zum Lachwettbewerb auf dem Schloss.
Bei der Inszenierung gibt es einige Modernisierungen wie Radio und Smartphones, auch Gesangseinlagen. Ergänzt wurde die Märchenhandlung aber vor allem um eine Parallelhandlung um politische
Intrigen und Ränkespiele, in der der Kanzler die Macht im Königreich übernehmen will. Somit stehen motivisch Gier nach Gold und Gier nach Macht der Hilfsbereitschaft und dem Idealismus Dummlings
gegenüber. Die Erweiterung des Plots trägt zwar in der Tat zur Unterhaltsamkeit des Stückes gerade für Erwachsene bei, doch ist nicht klar, ob Kinder diesen neu geschriebenen Passagen wirklich in
allen Teilen folgen können.
"Märchen lassen immer auch Raum für weitere Interpretationen. Sie sind Inspiration und Grundlage, um die Geschichte aus einer anderen Perspektive zu erzählen; aus dem Blickwinkel einer bestimmten
Figur, aus dem Blickwinkel von heute. Und die Figuren - im Märchen oft nur archetypisch dargestellt – können als komplexere Charaktere auf der Theaterbühne genauer betrachtet werden. So geht es
mit der Uraufführung für die Bad Hersfelder Festspiele 2016 nicht darum, das Märchen Die goldene Gans eins zu eins auf die Bühne zu bringen, sondern darum, die tiefere Bedeutung des Märchens
herauszuarbeiten, neue Aspekte in der Geschichte zu entdecken und diese im Grunde sehr komische Geschichte bei aller Ernsthaftigkeit auch spannend zu erzählen", erklärt Franziska
Reichenbacher.
Als Darsteller stehen neben Milena Tscharntke, Tilo Keiner oder Christina Rohde, die in Film und Theater bereits Erfahrung haben, mit Benjamin Wilke, Yorick Tortochaux und Sasha René Bornemann
drei junge Schauspielabsolventen aus Kassel auf der Bühne. Das Stück wird im Theaterzelt auf der Wiese vor der Stiftsruine gezeigt, wodurch Zuschauer*innen sehr nah an den Schauspielern sind, wo
der Platz allerdings auch sehr begrenzt ist.
Text: Markus Weber
Fotos: Timo Schadt und Markus Weber
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