Steffen Henssler im Interview: „Hund würde ich nicht probieren“

Steffen Henssler gilt als das Enfant terrible unter den deutschen Fernsehköchen, ist nicht selten vorlaut und nie um einen Spruch verlegen. Stets ist er bereit, sich mit anderen zu messen. Doch dabei zeigt er, dass er nicht nur umfassende Kochtechniken beherrscht, sondern vor allem ein Talent für Improvisation und Spontänität besitzt. Und sei es in der Küche oder im Fernsehen - in beiden ist das ohne Zweifel nützlich.
Steffen Henssler ist ein Show-Mensch. Und mit seiner neuen Show „Henssler tischt auf“ geht er nun wieder auf Tour und kommt am Sonntag, 30. Oktober, um 19 Uhr in die Esperantohalle nach Fulda.
printzip-Mitarbeiter Markus Weber sprach vorab mit Steffen Henssler über gesunde Ernährung, was in seiner  Live-Show passiert und fragte nach, ob er für die Leser*innen ein paar Tipps zum Kochen hat.

printzip: Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch, vegan, laktosefrei, glutenfrei. Sind das für dich eher Moden und Trends oder kann so eine Ernährung auch sinnvolle Aspekte haben?
Steffen Henssler: Es ist auf jeden Fall sinnvoll, wenn Leute sich mit ihrer Ernährung auseinandersetzen, Sachen hinterfragen und für sich feststellen, dass es einfach gesünder ist, sich auch mal vegetarisch zu ernähren. Das kann man nur gutheißen. Ich glaube nicht, dass vegetarische Ernährung ein Trend ist. Das hat sich fest etabliert. Ob es aber wirklich am Ende des Tages gesund ist, sich nur vegan zu ernähren, darüber gibt es verschiedene Meinungen. Und zu laktosefreier oder glutenfreier Ernährung: Es gibt sowieso viele Leute, die Allergene haben.

printzip: Wie oft ernährst du dich selbst in der Woche vegetarisch?
Steffen Henssler: Das kann ich nicht genau an Tagen festmachen. Aber es kommt oft genug vor, dass ich mich den ganzen Tag über nur vegetarisch ernähre. Aber nicht, weil ich mir das dann vorgenommen habe, sondern, weil ich da dann Bock drauf habe.

printzip: Was hältst du von Fleischersatz-Produkten, zum Beispiel aus Soja oder Seitan? Gibt es da welche, die du in der Küche nutzt, auch als Fleischesser?
Steffen Henssler: Weniger. Tofu finde ich gut. Aber diese komischen Ersatzprodukte, die teilweise auch mit irgendwelchen Stoffen angereichert sind, finde ich eher schwierig. Auch, wenn man versucht, vegetarische Produkte immer so aussehen zu lassen wie Fleisch und sie genauso nennt. Das ist mir ein Rätsel, was das soll. Wenn ich Bock auf vegetarisch habe, dann esse ich Gemüse oder Hülsenfrüchte und nicht irgendwelchen Ersatzkram.

„Gesundes Essen fängt an, wenn man etwas selber macht“

printzip: Gibt es Regeln für gesundes Essen?
Steffen Henssler: Ich finde, gesundes Essen fängt dann an, wenn man einfach etwas selber macht. Wenn du dir selber eine Spaghetti Bolognese machst – auch wenn man sich jetzt darüber streiten kann, ob das so gesund ist - oder auch Spaghetti Carbonara mit Sahne und Ei oder ein Wiener Schnitzel. Sobald du etwas selber machst – du kaufst das Fleisch, das Ei, panierst es selber, machst dir selber Bratkartoffeln dazu - hat das für mich schon etwas mit gesundem Essen zu tun. Es muss jetzt nicht immer alles fettfrei oder alles kohlenhydratarm sein. Alleine schon, dass ich selber einkaufen gehe und es mir selber zubereite, ist schon mal der erste Schritt.

printzip: Du meinst, dass man das Essen wertzuschätzen lernt und die einzelnen Bestandteile kennenlernt?
Steffen Henssler: Ja, richtig. Es ist wichtig, sich einmal damit auseinanderzusetzen. Ernährung ist bei uns ja mittlerweile so ein Nebenbeieffekt geworden. Wir nehmen uns auch keine Zeit dafür. Das ist die derzeitige Mentalität.

printzip: Du legst Wert auf frische Lebensmittel. Gibt es dennoch weiterverarbeitete Produkte, die sinnvoll zu nutzen sind oder sogar Fertiggerichte?
Steffen Henssler: Es gibt natürlich gewisse Produkte, wie zum Beispiel Krebsfleisch, ein Fertigprodukt für die Sushi-Zubereitung, die einfach passen. Oder gewisse Saucen. Es gibt mittlerweile auch Sachen, die noch nicht ganz fertig gekocht sind, die man selber fertig kochen muss. Aber reine Fertigprodukte, für die ich meine Hand ins Feuer halten würde, gibt es nicht.

printzip: Es gibt aber auch Fernsehköche, die Fertigprodukte herausbringen. Können wir demnächst auch mit dir rechnen?
Steffen Henssler: Was es bei mir schon länger gibt, ist eine Teriyaki-Sauce. Die biete ich schon sehr lange im Restaurant an und ist immer sehr beliebt. Ich habe einen Anbieter gefunden, der sie nach meinem Rezept kocht. Das ist natürlich eine Art Fertigprodukt, keine Frage. Aber da kommt Wasser rein, Zucker, Sojasauce und solche Geschichten. Ein reines Fertigprodukt finde ich natürlich ein bisschen schwierig. Wenn einer frische Tomatensauce macht, die es im Kühlregal gibt, das finde ich noch in Ordnung. Wie andere Köche für Sahne-Ersatzprodukte und solchen Schnickschnack Werbung zu machen, das wäre nichts für mich. Aber das muss jeder für sich selbst rausfinden.


„Die Küche wie eine Spielwiese sehen“

printzip: Die Küche der asiatischen Einwanderer an den Küsten der USA hatte einen starken Einfluss auf dich. Was sind deren besondere Eigenschaften?
Steffen Henssler: Du hast einfach eine andere, sehr interessante Herangehensweise. Die haben diese ganzen Traditionen, welche in der asiatischen Küche, speziell in der japanischen, sehr groß sind, einfach aufgebrochen. Sie machen die Sachen, die sie lecker finden. Es gibt kein „Schmeckt nicht“, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Geschmack ist ja kein 100 Meter-Lauf, wo der eine gewinnt, der andere nicht, das ist etwas sehr Subjektives.

printzip: Hast du Tipps, wie man das auch in die eigene Alltagsküche einbauen kann?
Steffen Henssler: Ich finde, das kann jeder ein bisschen für sich selbst herausfinden. Wenn ich zum Beispiel einmal etwas mit Schärfe machen will, hack ich mir ins Rührei mal eine Chili rein statt Schnittlauch, um einach ein bisschen was anderes zu haben. Also die Kleinigkeiten, die den Geschmack komplett verändern können. Oder wenn ich mir Spaghetti mache und haue da ordentlich Limonensaft rein, Limonenschale und noch einen kleinen Schuss Geflügelfond und ein bisschen dünn aufgeschnittenen Spargel. Einfach ein bisschen die Küche wie eine Spielwiese sehen. Etwas ausprobieren statt zu sagen: „Das macht man aber nicht“.

„Man muss nicht alles probieren.“

printzip: Apropos ausprobieren. Du hast viele außergewöhnliche Lebensmittel probiert. Gibt es etwas, wo du sagst, das könnte sich vielleicht einmal etablieren, auch wenn es im Moment recht exotisch erscheint?
Steffen Henssler: Ich glaube, es gibt mittlerweile viele gute Lebensmittel. Im europäischen Raum zum Beispiel Insekten zu essen, weil sie ein guter Eiweißlieferant sind, das kann ich mir nicht vorstellen. Es gibt sicherlich viele gute Gemüsesorten, die man noch entdecken kann aus dem asiatischen Raum. Aber ich glaube nicht, dass das eine Super-Gemüse oder der Super-Fleischersatz kommt.

printzip: Gibt es Sachen, die du nicht essen würdest? Würdest du Hund probieren?
Steffen Henssler: Da sehe ich keine Gründe für. Für mich ist das uninteressant zu wissen, wie ein Hund schmeckt. Das ist ja länderspezifisch ein bisschen unterschiedlich, aber ich wüsste nicht, warum ich jetzt einen Hund essen sollte. Also ich bin ja einer, der sehr offen ist und viel probiert. Man muss aber auch nicht immer alles probieren. Ich hab auch nicht die Vorstellung, dass er besonders lecker ist, denn er isst ja jetzt auch kein hochwertiges Futter, so ein Hund.

„Der Konsument ist selber schuld.“

printzip: Ist dir artgerechte Tierhaltung wichtig?
Steffen Henssler: Ich glaube, man sollte sich auf jeden Fall darüber informieren, wo etwas herkommt. Es ist klar, wenn du in den Supermarkt gehst und 100 Gramm Gesichtswurst für 99 Cent kaufst, dass das Tier nicht auf der Wiese gelebt hat und glücklich war. Das muss eigentlich jedem bewusst sein. Ich glaube, da sind die Leute manchmal ein bisschen verblendet und wollen die Wahrheit nicht wissen. Es ist immer die Frage, was man bereit ist, zu zahlen. Aber wenn wir diese Mentalität haben, Hauptsache Fleisch auf den Teller und der Rest ist uns egal, dann wird man damit leben müssen, dass man die Qualität bekommt, die wir gerade teilweise haben. Da ist der Konsument selber schuld. Da ist es immer schwer zu sagen: Die böse Fleischindustrie.

printzip: Wie stehst du zu Bio-Siegeln?
Steffen Henssler: Das ist ein zweischneidiges Schwert. Ich schaue eher auf Regionalität, das ist mir wichtiger, als dass da irgendwie „Bio“ draufsteht.

„Ich würde mir ein Butterbrot in die Show mitnehmen“

printzip: Du gehst ab Ende Oktober mit deinem neuen Programm „Henssler tischt auf“ auf Tour. Was erwartet die Zuschauer?
Steffen Henssler: Das sind zweieinhalb Stunden, ich nenn‘ es mal „Entertainment“. Ich zeige meine Lieblingsgerichte, zum Beispiel Sushi-Rolle, eine ganze Lachs-Seite in einer Zeitung gegart, es wird eine perfekte Weihnachtsente zubereitet. Es gibt aber auch verschiedene Geschichten, die mir auf meinen Reisen und in meinem Fernsehleben passiert sind. Von „Grill den Henssler“ zeige ich verschiedene Ausschnitte, meine Lieblingsmomente, aber auch Sachen, die im Fernsehen weggeschnitten wurden, und erzähle, was hinter den Kulissen passiert. Zum Abschluss werde ich noch ein bisschen singen. Also ein buntes Programm.

printzip: Wirst du auch bei der Tour gegen Zuschauer antreten?
Steffen Henssler: Nein, die kochen mit mir. Die lustigsten Momente sind immer, wenn Leute auf der Bühne sind, die mit mir zusammen etwas zubereiten.

printzip: Empfiehlst du den Besuchern, hungrig oder satt in deine Show zu gehen?
Steffen Henssler: Ich würde mir etwas mitnehmen. Erfahrungsgemäß kriegen ein paar etwas, weil wir auch Sachen verteilen, aber das sind nur ein paar. Wenn man das ganze Essen sieht, da wird schon der eine oder andere nachher noch schnell in ein Fastfood Restaurant fahren (lacht).

printzip: Was würdet du selbst mitbringen?
Steffen Henssler: Ich würde eine Dose mit Butterbrot mitnehmen. Und Gemüsesticks, geschnittene Paprika und Karotte. Irgendetwas Sättigendes. Rohes Gemüse sättigt ja immer ein bisschen schneller. Das würde ich mir auf jeden Fall mitnehmen, und zwar eine Menge!

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