Es ist eine besonders unangenehme Erfahrung, wenn sich beispielsweise der Partner oder ein Arbeitskollege angewidert
abwendet, nachdem er stinkendem Atem ausgesetzt wurde. Nicht immer sind übermäßiger Alkoholkonsum oder der Verzehr
von Zwiebelgewächsen ursächlich verantwortlich zu machen. Roher Knoblauch führt unweigerlich zu Mundgeruch. Auch Kaffee, Alkohol und Rauchen sind dafür Quellen. Kaffee übersäuert den Mundraum,
Alkohol trocknet die Schleimhäute aus.
Im Gemisch aus 78 % Stickstoff, 17 % Sauerstoff und 4 % Kohlendioxid sowie Wasserdampf enthält die Atemluft auch etwa 1 %
weitere Gase, darunter die, welche dem Gegenüber ekelig erscheinen mögen.
Im Mund wimmelt es von Millionen an Mikro-ben, die ständig damit beschäftigt sind, Speisereste und abgestorbene Zellen zu
zersetzen. Dabei entstehen schwefelhaltige Gase. Dieser winzige Promilleanteil der Atemluft ist zwar unangenehm, aber in der Regel unbedenklich. Etwa 6 % der Menschen atmen dauerhaft und gut 25 %
zumindest zu bestimmten Tageszeiten Müffelndes aus. Bei gut 90 % der Betroffenen ist zunächst einmal eine mangelnde Mund- bzw. Zahnhygiene dafür verantwortlich zu machen. Doch nicht immer sind es
faule Zähne. Meistens sind es Essensreste, die in oder zwischen den Zähnen hängen oder sich in Zahnfleischtaschen abgelagert haben. Diese lassen sich mit regelmäßig verwendeter Zahnseide,
parallel zum Einsatz der Zahnbürste aus den Zahnzwischenräumen entfernen. Hinsichtlich der Gründlichkeit können elektrische Zahnbürsten beim Zähneputzen nachweislich zu besseren Resultaten
führen. Regelmäßige Zahnarztbesuche und entsprechende Behandlungen können unterstützend wirken, wo Zahnseide und Zahnbürste nicht hinkommen.
Bis zu 80 % der schwefelproduzierenden Bakterien besiedeln jedoch die Zunge, insbesondere den rauen hinteren Teil. Es
sollte daher selbstverständlich sein, auch diese zu reinigen. In früherer Zeit zog man sich die Zunge mit einem Lederriemen ab, heute sind im Handel spezielle Werkzeuge zu kaufen, doch auch eine
weiche Zahnbürste mit ein wenig Wasser tut ihren Dienst.
Mit handelsüblichen Mundspülungen kann akut entzündetes Zahnfleisch behandelt werden. Alternativ hilft Gurgeln mit
Teebaumöl, welches zu den ätherischen Ölen zählt und stark antibakteriell wirkt. Vom dauerhaften Einsatz raten Experten allerdings ab. Da nicht zwischen guten und schlechten Bakterien
unterschieden wird, kann die Mundflora durch solche Mundspülungen Schaden nehmen. Sinnvoller als Chemisches aus der Drogerie und Scharfes wie Teebaumöl erscheint eine „sanfte“ Spülung mit
Salzwasser oder auch Meersalz, die sich problemlos selbst herstellen lässt. Außerdem schwemmt im Normalfall Speichel Bakterien und Speisereste einfach fort und lässt diese gar nicht erst auf der
Zunge ansiedeln. Verminderter Speichelfluss, zum Beispiel als Nebenwirkung von Medikamenten oder im Rahmen einer Erkältung, kann Zungenbeläge begünstigen. Schon das Kauen von Kaugummi kann hier
wahre Wunder bewirken. Die Speichelbildung wird um bis zu 300 % angeregt. Auch wer ausreichend trinkt, hat mehr Speichel und verhindert nebenbei die Anlagerung von Speiseresten und die Ansiedlung
von Bakterien. Eine Verbesserung des Mundklimas können zahlreiche Kräuter und Gewürze mit sich bringen. Für den individuellen Geschmack, aber auch für die Ursache des Mundgeruchs gibt es das
passende Kraut. Bei akuter Entzündung im Mundraum hilft eine Gewürznelke. Sie wirkt neutralisierend und beim entzündeten Zahnfleisch platziert schmerzlindernd. Gekauter Kardamom, Fenchel- und
Anissamen helfen bei schlechtem Atem, ebenso zerkaute Wacholderbeeren und frische Petersilie. Ferner können Ingwerscheiben und Zitronensaft helfen, indem sie den Speichelfluss anregen. Ebenfalls
hilfreich gegen Mundgeruch und bei Rachenentzündungen wirken Salbei- und Kamillentee. Schwarzer Tee hemmt das Wachstum von Bakterien im Mund. Regelmäßiger Verzehr von Naturjoghurt soll für
deutlich weniger Zahnplaque, Zahnfleischtaschen und Schwefelwasserstoff im Mundraum sorgen.
Der morgendliche schlechte Mundgeruch kann übrigens in Speichelmangel seine Ursachen haben. Nachts wird nämlich deutlich
weniger davon produziert. Insbesondere bei nächtlicher Mundatmung trocknet der Mund aus. Ein „gutes“ Frühstück bringt da wieder Fluss in den Mundraum und vertreibt mit reichlich neuer
Speichelproduktion schlechten Atem.
Mundgeruch kann allerdings auch Indikator für teils gravierende gesundheitliche Beein-
trächtigungen sein. Ein eiterartiger Geruch des Atems kann Hinweis auf ein Lungenleiden sein. Aber auch zerklüftete,
chronisch entzündete Mandeln können für solche Eindrücke verantwortlich gemacht werden.
Für ein Magenleiden spricht ein säuerlicher Atem. Eine zerkaute geröstete Kaffeebohne kann diesen sauren Geruch
neutralisieren. Meerrettichwurzel wirkt hier ähnlich. Die Atemluft von Diabetikern kann obstartig riechen. Bei Lebererkrankungen kann in manchen Fällen ein erdartiger oder nach Ammoniak
riechender Atem auftreten. Bei Nierenerkrankungen kann eine ammoniakartige Duftnote wahrgenommen werden. In diesen Fällen gelangen flüchtige Substanzen in die Blutbahn und werden über die Lunge
abgeatmet. Bei Magenschleimhautentzündungen oder Auswölbungen der Speiseröhre können ebenfalls unangenehm riechende Gase über den Mund entweichen.
Nur zu 5 bis 8 % sind vorübergehende Mandel-, Rachen-, Nasennebenhöhlen- und gar Lungenentzündungen vom Arzt als Ursache
für übel riechenden Atem festzustellen. Zahnfleischentzündungen, Entzündungen im Mund- und Rachenraum sorgen häufiger für einen unangenehmen Atem. Zahn- oder Hausärzte helfen dann in der Regel
schnell.
Ein Problem ist: Unangenehmes oder gar Gesundheitsbedenkliches selbst im eigenen Atem festzustellen fällt schwer, daher
sollte im Zweifel der Partner dazu befragt oder das Thema beim Hausarzt angesprochen werden. Wie dargelegt, ist manches Leiden zu riechen. Sicherer aber ist ein Labortest, als sich auf die Nase
zu verlassen.
Timo Schadt